Liebe Eltern,

oft werden wir gefragt, ob eine Röntgenuntersuchung zur Diagnostik von Zahnzwischenraumkaries notwendig ist. Hinter dieser Frage steht bei vielen Eltern die Angst vor Röntgenstrahlung und deren Auswirkung auf ihr Kind. Unser Anliegen ist, Ihnen Informationen zu geben, um Ihnen die Entscheidung zu erleichtern, falls bei Ihrem Kind ein Röntgenbild beim Zahnarzt anfertigt werden soll.

Die gute Nachricht vorweg: In unserer Praxis verwenden wir digitales intraorales Röntgen. Der Vorteil dieser Technik ist die um durchschnittlich 70% reduzierte Strahlendosis im Vergleich zum analogen Röntgen.

Egal wo wir uns aufhalten, wir sind ständig natürlichen Strahlenquellen ausgesetzt. Die wohl bekannteste ist die kosmische Strahlung. Sie gelangt aus dem Weltall beispielsweise von der Sonne oder der Milchstraße auf die Erde. Ihre Stärke ist abhängig davon, auf welcher Höhenlage wir uns befinden. Denn in höheren Lagen ist die schützende Lufthülle der Erde geringer. Reist man mit dem Flugzeug oder besteigt einen Berg, ist die Strahlenexposition höher. Piloten und Stewardessen sind die Berufsgruppen mit der höchsten Strahlenbelastung. Im Durchschnitt führt die kosmische Strahlung am Boden zu einer effektiven Dosis von etwa 300 µSv pro Jahr. Im Innern eines Flugzeuges in 10 bis 12 Kilometer Höhe sind 5 µSv pro Stunde eine typische Dosisleistung. Bei einem Flug von Frankfurt nach Tokio wird man dadurch einer Strahlenbelastung in der Größenordnung von 60 µSv ausgesetzt.

Weniger bekannt ist die terrestrische Strahlung. Sie entsteht durch natürliche Radionuklide, die vor der Entstehung des Sonnensystems gebildet wurden und aufgrund ihrer langen Halbwertszeit noch vorhanden sind. Das bekannteste Radionuklid ist Radon. Radon ist ein radioaktives Edelgas, das in geringer Konzentration praktisch überall vorkommt. Es entsteht aus dem Zerfall von Uran. Insgesamt beträgt im weltweiten Mittel die effektive Dosis des Menschen durch natürliche Quellen etwa 2,4 mSv pro Jahr, etwa die Hälfte davon wird durch das Radon verursacht.

Gänzlich unbekannt ist, dass auch das Rauchen von Tabak Strahlung, genauer gesagt α-Strahlung, verursacht. Das Rauchen von täglich 20 Zigaretten führt zu einer jährlichen Strahlenbelastung von 290 µSv.

Ein Zahnfilm entspricht dagegen nur einer Strahlung von 0,6 µSv!

1 Sv [Sievert] ist dabei die Einheit der sog. „Äquivalentdosis“ und entspricht einer Energieabsorption von 1 Joule/kg. Die Äquivalentdosis gibt die Teilkörperdosis an und berücksichtigt die unterschiedliche biologische Wirksamkeit verschiedener Strahlenarten.

Anhand dieser Daten kann man erkennen, dass eine zahnärztliche Röntgenaufnahme selbstverständlich eine Strahlenbelastung verursacht. Im Vergleich mit den o. g. Strahlungen aber eine sehr geringe Dosis darstellt.

Uns ist wichtig, dass Sie wissen, dass wir sorgfältig abwägen, ob eine Röntgenaufnahme bei Ihrem Kind notwendig ist oder nicht. Wir vergessen nicht, dass jegliche Strahlung eine nicht vorhersagbare Wirkung auf Körperzellen haben kann. Allerdings sollte man sich vor Augen halten, dass ein Zahnfilm die gleiche Strahlung verursacht wie ein 6-stündiger Aufenthalt in Deutschland oder eine Reisezeit von 8 Minuten im Flugzeug.

Ihre Silvia Zieher

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